Zum Thema der Salzburger Hochschulwoche 2022
Nach zwei Jahren, in denen wir die Weiten des digitalen Raums erforscht haben, setzen wir dieses Jahr wieder zur Landung an – wir kehren in den analogen Charme des Salzburger Sommers zurück. Auch wenn sich die Lage natürlich niemals ganz vorhersagen lässt: Wir sind planen fix damit, dass die Salzburger Hochschulwochen in diesem Jahr wieder in gewohnter Form stattfinden können – und freuen uns besonders auf den persönlichen Austausch vor Ort!
Thematisch widmen sich die Hochschulwochen einer Frage, in der sich viele Wahrnehmungen der Gegenwart bündeln: Wie geht es weiter? Es lässt sich ja kaum bestreiten, dass wir in einer Epoche des Umbruchs, einer Zeitenwende leben – und gar nicht so selten mischt sich darunter das Bewusstsein, dass das auch gut ist: So wie bisher kann es nicht weitergehen – in unserem Umgang mit der Natur, im Zueinander des globalen Nordens und Südens, im Miteinander der Geschlechter und Generationen, in der Gestaltung von Öffentlichkeit und Bildung, in unseren Theologien und Kirchen u.a.m.
Aber damit ist noch nicht geklärt, wie es weitergehen kann. Zwar verfügen unsere Gesellschaften über so viel Wissen, Technologien, Know-how wie nie zuvor – aber dieser Wissensüberschuss nimmt uns nicht ab, dass wir selbst navigieren und handeln müssen. Das Wissen um den Klimawandel übersetzt sich ja nicht von selbst in neue politische Handlungslogiken, das Wissen um eine Pandemie erzeugt nicht von selbst gesellschaftlichen Gemeinsinn, das Wissen um Missbrauch verändert nicht sich von sich aus institutionelle Logiken.
Hier finden wir uns nicht selten an toten Punkten wieder, hier nehmen wir nicht selten Orientierungslosigkeit, Überforderung und Erschöpfung wahr: Wie soll, wie kann es dann weitergehen? Was braucht es jetzt, um in unseren Gesellschaften neue Aufbrüche zu erzeugen? Und wo findet man Orientierung, um neue Wege zu gehen?
Zugleich spiegelt sich in der Frage das 400-Jahr-Jubiläum der Salzburger Universität: Universitäten als Leuchttürme der Wissensgesellschaft sind zugleich Orientierungsmarken in gesellschaftlichen Diskursen – sie sind Orte, an denen gefragt und reflektiert wird, wie es in unseren Gesellschaften weiter gehen kann und soll. Nichts passt also besser, als ein Uni-Jubiläum mit einer solchen Frage zu verknüpfen.
Das detaillierte Programm der Hochschulwochen folgt auch dieses Jahr im Frühsommer; eine Neuerung darf ich allerdings bereits jetzt kommunizieren: Erstmalig findet dieses Jahr im Rahmen der Salzburger Hochschulwochen eine Crossculture Religious Studies Summerschool statt. Diese englischsprachige Summerschool unter der Leitung des Salzburger Religionswissenschaftlers Prof. Rötting will besonders junge WissenschaftlerInnen im Bereich religionsbezogener Forschungen vernetzen. Das Projekt wird von einer Kooperation von Universitäten aus Haifa, München, Seoul, Nairobi, Yogyakarta und Salzburg getragen – und wir freuen uns, dass die Hochschulwochen hier einen innovativen, neuen Akzent setzen können.