Angst ist eine unsichtbare Weltmacht. Sie bestimmt Politik und regiert Märkte, sie schreibt sich in Existenzen ein und lenkt unser Handeln. Versicherungen wollen sie uns nehmen, der Terror will sie entfesseln, Medizin soll sie zähmen, der Populismus lebt von ihr - immer geht es um Ängste und die Verheißung, sich von ihnen zu befreien zu können. Dabei hat man es mit einer zutiefst menschlichen Realität zu tun: Ängste um die Zukunft der Kinder, vor Jobverlust oder Krankheit, Ängste vor dem Fremden, Neuen, Unbekannten - in all dem rührt man an existentiellen Fragen. Es sind Fragen danach, was es heißt, endliches Freiheitswesen mit einer offenen Zukunft zu sein.
Die Moderne ist darin mit einem Paradox konfrontiert: Sie ist auf Erkenntnis- und Freiheitsfortschritt gepolt, um Angst vor Unverstandenem und Fremdverfügtem zu reduzieren. Keine Angst! - das ist zugleich Versprechen und Imperativ der Moderne. Die damit verbundene Forderung ständiger Innovation, Veränderung und Leistung erzeugt aber zugleich dauernde Unübersichtlichkeit und Druck auf das Individuum. Nicht selten erkennt sich das autonome Subjekt in dieser Konstellation als erschöpftes Selbst (Ehrenberg) wieder - mutlos, überfordert, ausgebrannt.
Und Religion? Fürchtet euch nicht! ist eine religiöse Grundformel, auch im Christentum. Das mag die bleibende Präsenz von Religionen in der Gegenwart erklären. Wie aber kann man sichern, dass Glaube eigene Ängste nicht bloß zudeckt? Die Salzburger Hochschulwochen konfrontierten sich 2018 furchtlos mit der Frage, wie sich Angst auf redliche Art und Weise denkerisch adressieren lässt. Und sie fragten dabei immer auch: Wo finden wir Ressourcen für Mut, Zuversicht und das Vertrauen in Neuaufbrüche?