Zwischen Angst, Schrecken und Furcht
Eine Zeitreise in die vergangenen Jahrhunderte unternahm Prof. Norbert Christian Wolf in seinem Vortrag Freitagvormittag in Salzburg. Er suchte nach den Begriffen der Angst, Furcht und Schrecken in ausgewählten Werken der deutschen und österreichischen Literatur sowie in der Philosophie. Er erläuterte anhand von bekannten Beispielen, wie Autoren und Philosophen in ihren Werken die Angst be- und verarbeiteten. Für den Schweizer Theologen und Philosophen Johann Georg Sulzer (1720-1779) etwa sei die Angst der höchste Grad der Furcht. Sie durchwühle die Seele und sei im Gegensatz zu Furcht und Schrecken nicht nur vorübergehend.
Auch zitierte Wolf in seinen Ausführungen die Beschreibungen des Begriffs in Nachschlagewerken wie etwa in Meyers Konversationslexikon aus dem Jahre 1905. In diesem werde Angst als eine Erkrankung und als eine Störung der gesunden Körperfunktionen erklärt, so der Germanist.
Angst einjagen, aber nicht benennen
Gibt es Muster der Angst in der Literatur? Diese Frage könne nicht erschöpfend behandelt werden, befand Wolf. In seinem Vortrag ging er etwa auf das Gedicht "Erlkönig" von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) ein: "In diesem kontrastieren die unterschiedlichen Wahrnehmungsschichten zwischen Sohn und Vater." Das Gedicht wechsle in den Strophen außerdem zwischen Fragen und Antworten. Adjektive dramatisieren die Situation und sollen dem Leser "einen Schrecken einjagen". Das Wort Angst komme darin jedoch überhaupt nicht vor. In der Novelle "Angst" von Stefan Zweig (1881-1942) hingegen fände es sich allein in der gekürzten Fassung über 35 Mal, so der Germanist.
Autor: Christopher Erben