Bischof Gmür: "Kirche ist in Schockstarre"
In einer "Schockstarre" sieht der Schweizer Bischof Felix Gmür die Kirche gegenwärtig: In dem Maße, wie Angst vor einer ungewissen Zukunft zu einem beherrschenden Phänomen nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche geworden sei, lasse sich auch unter Christen eine neue Sehnsucht nach Einfachheit in der Welt und nach einer verklärten Vergangenheit feststellen. Diese jedoch lähme und mache die Kirche nicht zukunftsfähig, so Gmür in einer Predigt beim Festgottesdienst zum Abschluss der "Salzburger Hochschulwochen" am Sonntagvormittag im Salzburger Dom.
Ausdruck dieser "Schockstarre" sind laut Gmür Debatten, die Randthemen des Glaubens aufbauschen und so vom eigentlichen, befreienden Kern der christlichen Botschaft ablenken würden. Eine solche Randfrage betreffe etwa die aktuelle Diskussion über den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner: "Mancher meint, das würde die Kirche zum Einsturz bringen. Aber was wäre das für eine schwache Kirche, wenn schon diese Debatte sie zum Einstürzen bringen würde?", fragte Gmür.
Recht verstanden sei die christliche Botschaft nicht nach hinten, sondern auf Zukunft hin orientiert, führte der Bischof von Basel weiter aus: "Ich will jedenfalls keinen Gott von früher, sondern einen Gott für heute, für morgen - ansonsten glaube ich ihm nicht". Daher sei es auch nötig, immer wieder auf eine Erneuerung der Kirche zu drängen.
Der Festgottesdienst, den Gmür u.a. gemeinsam mit Erzbischof Franz Lackner, dem Salzburger Alterzbischof Alois Kothgasser und Kardinal Reinhard Marx feierte, bildete zugleich den Auftakt zum letzten Tag der heurigen "Salzburger Hochschulwoche". Diese stand unter dem Generalthema "Angst?" und endete mit einem Festvortrag des "Zeit"-Journalisten Bernd Ulrich.
Autor: Henning Klingen