Knop: Synodaler Weg will "vordenken", Entscheidungen treffen Bischöfe
Salzburg, 01.08.2022
Der deutsche "Synodale Weg" strebt keinen nationalkirchlichen Alleingang an und nimmt den Bischöfen auch nicht die Entscheidungsgewalt aus der Hand. Vielmehr wolle er "vordenken", was es heißt, "heute Kirche zu sein": Das hat die Erfurter Dogmatikerin Prof. Julia Knop bei einem Vortrag am Montag in Salzburg betont - und damit zugleich erneut die Vorwürfe, die in einer vatikanischen Note in der Vorwoche gegen den "Synodalen Weg" erhoben wurden, zurückgewiesen. Die Entscheidungsgewalt bleibe bei den Bischöfen - an ihnen liege es, mit den Beschlüssen des Synodalen Weges zu verfahren, betonte die Theologin. Zugleich aber beanspruche der Synodale Weg, weltkirchlich "Veränderungen vorzubereiten, die als notwendig erkannt wurden".
Knop äußerte sich in einem Vortrag zur Eröffnung der heurigen "Salzburger Hochschulwochen". Die renommierte Sommeruniversität, die in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt nur digital stattfand, versammelt heuer wieder zahlreiche Experten aus Theologie, Philosophie, Soziologie und anderen Disziplinen unter dem Generalthema "Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft".
Am 23. Juli hatte das vatikanische Staatssekretariat in einer Note unterstrichen, der von den Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angestoßene "Synodale Weg" sei "nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten". Zur "Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes" erscheine es notwendig, dies klarzustellen, hielt die ohne Absender verbreiteten Erklärung fest.
Die Note sei "redundant" und letztlich überflüssig, da der Synodale Weg bereits 2019 in seiner Satzung genau dies festgehalten habe: dass die Beschlüsse der Synodalversammlung von sich aus keine Rechtswirkung entfalten und die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Bischöfe durch diese Beschlüsse unberührt blieben, zitierte Knop. Es sei dies ein notwendiges Zugeständnis gewesen, um die Bischöfe dazu zu bewegen, den Synodalen Weg mitzutragen.
Knop wies in dem Zusammenhang auch die Kritik des Wiener Dogmatikers Jan-Heiner Tück zurück, der sich immer wieder kritisch zum Synodalen Weg geäußert hat. Die von Tück zuletzt in der "Neuen Zürcher Zeitung" geforderte Änderung der Tagesordnung durch die Bischöfe zeuge von einem fehlenden Wissen über die Abläufe der Beratungen - auch gehe es insgesamt nicht darum, eine "neue Kirche" zu "erfinden", sondern darum, "auszuhandeln, was es heißt, auf synodale Art Kirche zu sein".
Dass der Synodale Weg die beabsichtigte Funktion als "Vordenker" tatsächlich übernehme, sehe man schon daran, dass die Rückläufe des vom Papst weltweit initiierten Synodalen Prozesses eben jene Themen aufgreifen, die auch den Synodalen Weg bewegen "und die lange Zeit Tabu waren in der Kirche: die Amtsfrage, die Machtfrage, die Sexualmoral und das Frauenthema". Der Vorwurf, die deutsche Kirche gehe einen Sonderweg, sei daher "in der Sache nicht gerechtfertigt", so Knop.
Die aktuellen innerkirchlichen Konflikte erklärte die Theologin mit unterschiedlichen Blicken auf den Missbrauchsskandal: Die einen verstünden Missbrauch und Vertuschung durch Kleriker als grundlegendes Problem, das im kirchlichen System angelegt sei. Sie forderten daher, dieses System zu erneuern. Die anderen hingegen sähen nicht einen Zusammenhang, sondern einen Widerspruch von Missbrauch zum kirchlichen Selbstverständnis. Um Missbrauch vorzubeugen, müsse daher die Lehre vertieft und bewahrt werden. Beide Seiten nähmen sich gegenseitig als Verschärfung des Problems wahr.
Text: Dr. Henning Klingen