"Salzburger Hochschulwochen": Öffentlichkeiten im Fokus
Die Medien haben derzeit keinen guten Stand: Allenthalben steht der "Fake news"-Verdacht im Raum, das Prädikat "Lügenpresse" hat sich als rechte Kulturkampf-Vokabular etabliert, und wer etwas auf sich hält, kleidet seine Vorbehalte in die Formel "postfaktischer Politik". Der Befürchtung, dass es sich bei diesen Phänomenen um deutlich mehr als ein bloßes Glasperlenspiel handelt, ja dass die Demokratie im Begriff ist, Schaden zu nehmen, gehen in heurigen "Salzburger Hochschulwochen" nach. Vom 31. Juli bis 6. August referieren und debattieren hochrangige Wissenschaftler aus Theologie, Philosophie, Politik- und Medienwissenschaft im Rahmen dieser ältesten deutschsprachigen Sommeruniversität in Salzburg zum Thema "Öffentlichkeiten".
"Die Grenze zwischen öffentlich und privat verschwimmt in den Zeiten der Social Media in neuer Weise", heißt es in der Ankündigung. Niemals sei es leichter gewesen, vom bloßen Medienkonsumenten zum -produzenten zu werden, "gleichzeitig überblicken wir die Möglichkeiten und Gefahren neuer Medientechnologien noch nicht". Hilfestellungen dabei geben Vortragende wie der junge Bonner Philosophieprofessor Markus Gabriel, die Münsteraner Theologin Marianne Heimbach-Steins, "Spiegel"-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer und der britische Neurologe John-Dylan Haynes. Den Festvortrag zum Abschluss wird heuer der Jenaer Starsoziologe Hartmut Rosa halten.
Theologischer Preis an Moraltheologen Schockenhoff
Der "Theologische Preis" der Salzburger Hochschulwochen wird heuer an den bekannten deutschen Moraltheologen Eberhard Schockenhoff verliehen. Der renommierte Preis würdigt das Theologische Lebenswerk Schockenhoffs, der als Wissenschaftler und als "öffentlicher Intellektueller" u.a. bioethische Debatten vorangetrieben und "mit seiner Stimme geprägt" habe, heißt es in der Begründung der Jury.
Schockenhoff habe sich nie hinter "Schreibtischgelehrtheit" versteckt, sondern seine theologische Expertise stets "engagiert in gesellschaftlich, kirchlich und politisch virulente Diskurse der Gegenwart eingespeist, dort bewährt, auch weiterentwickelt". Das Profil des Schockenhoffschen Werkes in Verbindung mit dessen Engagement auch im innerkirchlichen Diskurs erschien der Jury daher "von eminenter Bedeutung, auch um Theologie in ihren gegenwärtigen und möglichen zukünftigen Gestalten zu verstehen".
Verliehen wird der Preis am 2. August in der Großen Aula der Universität Salzburg. Dotiert ist die Auszeichnung mit 5.000 Euro, die heuer finanziell maßgeblich von der Erzabtei St. Peter und Erzabt Korbinian Birnbacher mitgetragen wird. Die Laudatio wird die frühere deutsche Bundesministerin für Bildung und Forschung und jetzige Deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, halten.
Kultureller Höhepunkt im Bischofsgarten
Darüber hinaus können die Hochschulwochen heuer mit einem besonderen kulturellen Highlight aufwarten: so wird die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga-Rabl-Stadler, erstmals im Rahmen der Hochschulwochen auftreten und am Donnerstag, 3. August, mit Erzbischof Franz Lackner und der Sopranistin Golda Schultz bei einem sommerlichen Dialog im Bischofsgarten über Kirche, Kunst und Öffentlichkeiten diskutieren.
Einen sommerlichen Gesprächsabend im Bischofsgarten gab es erstmals im vergangenen Jahr im Rahmen der Hochschulwochen. Damals diskutierte Erzbischof Lackner mit den "Jedermann"-Schauspielern Peter Lohmeyer und Christoph Franken über das Thema "Leidenschaften".
Neues "Theorielabor" mit Fokus Osteuropa
Eine Neuerung bei den heurigen Hochschulwochen stellen die "Conversations on religion" dar, wie Hochschulwochen-Obmann Martin Dürnberger gegenüber "Kathpress" erläutert. Das Gesprächsformat findet im Rahmen der Hochschulwochen statt und richtet sich speziell an Doktoranden und Postdocs, die dort ihre aktuellen Arbeiten und Thesen präsentieren und diskutieren sollen. Im Fokus dieses "Theorielabors" steht heuer Osteuropa - konkret lautet das Thema "Religion in postkommunistischen Gesellschaften". Rund zehn Jungwissenschaftlern aus diesen Ländern konnte die Teilnahme an den Hochschulwochen durch eigene Stipendien ermöglicht werden, so Dürnberger.
Die "Salzburger Hochschulwochen" fanden 1931 zum ersten Mal statt. Ihr Ziel ist es, ein universitäres, interdisziplinäres Forum zu bilden, in dem sich die Theologie dem Dialog über aktuelle Fragen mit säkularen Wissenschaften stellt. Jährlich locken sie bis zu 800 Interessierte aus dem gesamten deutschen Sprachraum nach Salzburg. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Salzburger Äbtekonferenz der Benediktiner, dem Katholischen Hochschulwerk Salzburg, der Görres-Gesellschaft, der Katholischen Akademikerverbände Deutschlands und Österreichs sowie dem Forum Hochschule und Kirche der Deutschen Bischofskonferenz organisiert.
Seit dem vergangenen Jahr sind die Hochschulwochen eine Veranstaltungsreihe der Theologischen Fakultät und als solche integriert in die Universität Salzburg.