Politologin mahnt: Im Wahlkampf "nicht zu viel Porzellan zerschlagen"
Salzburg, 02.08.2024 (SHW) Die Kärntner Politologin Prof. Kathrin Stainer-Hämmerle warnt Politikerinnen und Politiker sowie die wahlwerbenden Parteien davor, im laufenden Wahlkampf "nicht zu viel Porzellan zu zerschlagen". Wo der jeweils andere permanent diskreditiert und niedergemacht wird, werde mittelfristig auch jenes Vertrauen zerstört, das es braucht, um nach einer Wahl konstruktiv zusammenzuarbeiten, betonte die Politologin am Freitag bei einem Vortrag in Salzburg.
"Die Gefahr für die Demokratie besteht nicht so sehr darin, dass die Menschen den Politikern nicht mehr vertrauen, sondern eher darin, dass das Vertrauen der politischen Eliten untereinander verloren geht." Stainer-Hämmerle äußerte sich im Rahmen der "Salzburger Hochschulwochen", die unter dem Generalthema "Fragiles Vertrauen - Eine kostbare Ressource" stehen und noch bis 4. August dauern.
Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt brauche es aber auch eine weiterreichende Vertrauensbasis, die nicht allein durch funktionierende rechtsstaatliche Mechanismen gewährleistet werden könne, erinnerte Stainer-Hämmerle an das berühmte "Böckenförder-Diktum" ("Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann"). Diese Voraussetzungen würden heute in "gemeinsamen Werten" bestehen, die eine Basis des "sozialen Vertrauens" darstellten, ohne die keine Gesellschaft überleben könne.
Es stelle ein erstaunliches Paradoxon dar, dass laut Umfragen jene Politiker und Institutionen das größte Vertrauen genießen, die betont "unpolitisch" sind, führte Stainer-Hämmerle weiter aus. Dazu zähle etwa die Volksanwaltschaft, der Bundespräsident, die Nationalratspräsidenten etc. - Dennoch sei es auch für die Berufspolitiker im Parlament empfehlenswert, dem Anspruch gerecht zu werden, nicht nur durch besondere Expertise und Engagement, sondern auch durch Charakterfestigkeit und Verlässlichkeit sich um das Vertrauen zu bemühen, so der Rat der Politologin. Dies sei schließlich die Grundlage, eines zielgerichteten Ringens um Kompromisse und Koalitionen, die halten, nach der Wahl.
Text & Fotos: Dr. Henning Klingen