"Theologischer Preis" an Hans-Joachim Höhn verliehen
Salzburg, 31.07.2024 (SHW) Der deutsche Theologe und Religionsphilosoph Prof. Hans-Joachim Höhn ist mit dem "Theologischen Preis" der Salzburger Hochschulwochen für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Höhn erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Preis am Mittwochabend in Salzburg. Höhn sei "eine der prägenden Stimmen zeitgenössischer katholischer Theologie" und zugleich ein "engagierter Anwalt für eine vernunftgemäße Rede von Gott", heißt es in der Jury-Begründung, aus der Hochschulwochen-Obmann Prof. Martin Dürnberger bei der Verleihung am Mittwochabend in der Großen Aula der Universität Salzburg zitierte.
Sein Werk sei "sowohl analytisch scharf als auch essayistisch leicht", es bringe "kommunikative Vernunft mit einem tastenden Gottvertrauen ins Gespräch" und führe "souverän durch soziologische Diskurse der Gegenwart wie durch Motivbestände der Tradition", so die Jury weiter. "Kurzum: Wer wissen will, wie eine Frage theologisch auf der Höhe der Zeit und der Vernunft adressiert werden kann, ist in Höhns Schriften immer gut aufgehoben."
Anwesend waren bei der Verleihung u.a. Erzbischof Franz Lackner, Erzabt Korbinian Birnbacher (St. Peter), Abt Theodor Hausmann (Abtei St. Stephan), Abt Johannes Perkmann (Abtei Michaelbeuern), Alterzabt Jeremias Schröder (St. Georgenberg), sowie Erzabt Wolfgang Öxler (Erzabtei St. Ottilien) und Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft. Der Preis wurde heuer vom Benedikterkloster St. Georgenberg und dessen Administrator, Abtpräses Jeremias Schröder, gestiftet.
Schmidt: Höhn treibt "Theologie, die an der Zeit ist"
Die Laudatio auf Höhn hielt der Frankfurter Religionsphilosoph Prof. Thomas M. Schmidt. Schmidt, den eine lange, bis in die gemeinsame Studienzeit zurückreichende Freundschaft mit Höhn verbindet, würdigte den Preisträger als brillanten Denker, der sich stets um eine Synthese von Theologie und Philosophie bemühe und damit für Generationen von Studierenden zum "Vorbild und Rollenmodell in jeder Hinsicht" geworden sei. Wolle man Höhns Schaffen auf einen Nenner bringen, so sei dies sein Ringen um eine "Theologie, die an der Zeit ist", so Schmidt unter Verweis auf eine gleichnamige Publikation Höhns aus den 1990er-Jahren.
Produktiv aufgegriffen habe Höhn etwa seit den 1980er-Jahren die Arbeiten von Jürgen Habermas zum kommunikativen Handeln. Ähnliche Perspektiven hätten beide etwa auf das Verhältnis von Ritus und Sakrament bzw. die Bedeutung der rituellen Praxis. Wenn Höhn diese Praxis als das "vernunftgemäß Andere der Vernunft" bezeichne, sei das ganz in der Spur, die auch Habermas in seinem letzten großen Werk "Auch eine Geschichte der Philosophie" verfolgt habe. So schaffe es Höhn in seinen Arbeiten stets, "gegenüber den Glaubenden die Sache der Vernunft und gegenüber der Vernunft die Sache des Glaubens zu vertreten", so Schmidt.
Höhn: Plädoyer für "aphoristische Theologie"
In seinen Dankesworten skizzierte Höhn Eckpunkte einer "aphoristischen Theologie". Eine zeitgemäße Rede von Gott müsse nicht nur provokativ sein, sondern ihrer Form nach von aphoristischer "Kürze und Würze" geprägt sein. Die Sprache sei schließlich das "wichtigste Handwerkszeug" der Theologie - entsprechend komme es auf jedes einzelne Wort an. Dies müsse sitzen, irritieren, provozieren und dürfe dabei auch humorvolle Brechungen enthalten.
Mit zahlreichen Beispielen zeigte Höhn auf, was ihn derzeit auch in einer kommenden Publikation umtreibt: die Suche nach einer neuen, knappen Sprachform für die Theologie, um so sowohl gegen eine "Banalisierung von Glaubensaussagen" als auch gegen eine Dogmatisierung vorzugehen. Aphorismen seien geeignet, um "religiöse Sprechblasen zum Platzen zu bringen" - etwa, indem sie der Rede von einer "knienden Theologie" die Frage entgegenhalten, was denn herauskommen könne, wenn das Knie zum Denkorgan werde: "Zuerst in die Knie gegangen, dann auf den Kopf gefallen", so eines der Beispiele, die Höhn anführte.
Was nicht in kurze Texte passe, sei "auch nicht der Rede wert", zeigte sich der Theologe überzeugt. In einer Zeit, in der Sätze von und zu Gott "kaum noch Abnehmer" fänden, sei es notwendig, sich als "Wortschatzgräber" zu betätigen und sich "nach poetischen Claims der Gottesrede umzuschauen", so Höhn abschließend. "Gott kommt zu Wort, wenn wir darum ringen".
Biografische Notizen
Hans-Joachim Höhn wurde 1957 in Nomborn/Westerwald geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in Frankfurt (St. Georgen) und Rom (Gregoriana). 1984 promovierte er an der Universität Freiburg. Die Habilitation folgte 1989 an der Universität Bonn. Von 1991 bis 2023 hatte er den Lehrstuhl für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität zu Köln inne. Höhn hat mehr als 20 Monografien publiziert. Zuletzt erschien sein Werk "In Gottes Ohr. Von der Kunst poetischer Gottesrede" (2022)
Text & Fotos: Dr. Henning Klingen