Wissenschaftler für "Paradigmenwechsel in EU-Agrarpolitik"
Der Berliner Agrarökonom und Leiter des Thinktanks Agora Agrar, Prof. Harald Grethe, hat sich für einen "Paradigmenwechsel in der EU-Agrarpolitik" ausgesprochen: Es brauche eine Mischung aus wohldosierten finanziellen Anreizen und gesetzlichen Regelungen, um vor allem den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren und in der konventionellen Landwirtschaft eine Reduktion der Stickstoffdüngung, ein Mehr an Biodiversität und einen stärkeren Einsatz für das Tierwohl durchzusetzen. Wenn an diesen Stellschrauben gedreht werde, seien große Einsparungen an klimaschädlichen Emissionen möglich, zeigte sich Grethe überzeugt.
Politische Steuerungselemente wären etwa gezieltere Subventionen, die nicht nur die landwirtschaftliche Fläche, sondern auch die Art der Bewirtschaftung berücksichtigen; außerdem steuerliche Anpassungen in Form einer erhöhten Umsatzsteuer auf tierische Produkte, die Reduzierung von Rinderbeständen und - ein wichtiger Faktor beim Klimaschutz - eine Wiedervernässung der Moore. Auch wäre eine Ausweitung der bestehenden "Weideprämien" zu "Tierwohlprämien" möglich, um Anreize zu mehr artgerechter Tierhaltung zu bieten.
Eine solche Kehrtwende brauche viel Mut, räumte Grethe ein, sei aber letztlich unabdingbar, wolle man die Klimaziele noch erreichen. Dazu sei es jedoch auch nötig, dass die Landwirtschaftslobby ein "neues Narrativ" für sich entwickle und sich nicht länger in einer "Opferrolle" sieht. Landwirte seien ein wichtiger Faktor beim Klimaschutz - es sei an der Zeit, dass sie für diese Leistungen zielgenau gefördert werden und zugleich aktiver ihre eigene Verantwortung wahrnehmen.
Mediziner Heuft wirbt für neuen Blick aufs Alter
Der Münsteraner Arzt und Theologe Gereon Heuft fordert mehr psychosoziale Unterstützung für ältere Menschen. Ziel müsse sein, dass Menschen so lange wie möglich ein selbstorganisiertes und zufriedenes Leben führen können, sagte Heuft am Samstag bei den Salzburger Hochschulwochen. Dazu gehöre aber auch, dass nicht nur körperliche, sondern auch psychische Störungen behandelt werden: "Psychotherapie im Alter ist kein Luxus", so der Mediziner.
Menschen entwickelten sich ein Leben lang, erklärte Heuft. Das Bild der alten weisen Menschen sei hinfällig: "Man bleibt ein psychosexuell begabter Erwachsener, sein ganzes Leben lang." Während in der ersten Hälfte des Erwachsenenlebens die Frage nach Beziehungen der entscheidende Antrieb für Entwicklung sei, werde dieser in der zweiten Hälfte die Auseinandersetzung mit dem körperlichen Altern. Hierbei bräuchten Menschen mitunter auch psychosoziale Hilfe.
Text und Fotos: Dr. Henning Klingen