Mit Zwetschgenknödeln gegen die Krisen der Gegenwart
Wenn man an einem warmen, leicht gewittrigen Sommerabend durch die Salzburger Innenstadt geht und in den üppig-grünen Garten des Erzbischofs tritt, denkt man an vieles - nur wohl nicht an Reduktion und Krise. Tatsächlich aber stand das Thema Reduktion nicht nur im Fokus der noch laufenden heurigen Salzburger Hochschulwochen, sondern auch im Fokus eines Gesprächs am Donnerstagabend zwischen Erzbischof Franz Lackner, der Salzburger Schauspieldirektorin Bettina Hering, der Schauspielerin und heurigen "Jedermann"-Mutter Nicole Heesters und des Zukunftsforschers Hans Holzinger. Dass trotz der Schwere des Themas viel gelacht und geklatscht wurde und schließlich in den erlösenden Ruf nach Zwetschgenknödeln mündete, war der Moderation von Hochschulwochen-Obmann Martin Dürnberger zu verdanken.
Warum Zwetschgenknödel? Weil der Erzbischof von einem Besuch unlängst bei dem von ihm geschätzten Schauspieler Otto Schenk berichtete. Dieser bezeichne sich zwar als ungläubig, wenn er jedoch irgendwo das Staunen gelernt habe, wie man über Gott reden könne, dann bei ihm, so Lackner. Und: Schenk habe ihm einmal den Rat gegeben, angesichts gähnender Zuhörer bei Predigten diese mit einem unerwarteten Satz wie "Ich mag keine Zwetschgenknödel" zu beginnen. Lackner: "Ich habe es gemacht. Es folgte Totenstille. Alle waren schockiert - ich inklusive, weil ich mich fragte, wie es nun weitergehen soll."
Doch nicht nur Anekdotisches beherrschte den Abend im vollen Foyer des Bischofshauses: So räumte Erzbischof Lackner ein, dass die Schrumpfungsprozesse, denen Kirche ausgesetzt ist, schmerzhaft seien. Er plädiere dennoch für eine gewisse Gelassenheit - schließlich gehörten das Wachsen wie das Vergehen, die Jugend wie das Älterwerden zum Leben dazu. Wichtig sei, bei all dem die gemeinsame Aufgabe nicht aus den Augen zu verlieren und "als Christenheit mitzuwirken hin auf eine bessere Zukunft".
Dass dies nicht immer leicht ist, bekannte der Erzbischof im Blick auf seine eigene ökologische Bilanz: er reise viel, esse alles, was man ihm vorsetze - versage sich also auch einem Schnitzel nicht - und trage so zum Klimawandel bei. Gleichwohl erfreue er sich als Franziskaner an der Natur - ohne Einhegung, ohne ständig brummende Rasenmäher und mit üppigen Blumenwiesen und Bienen, wie sie auch hier im Bischofsgarten leben dürfen und zu finden sind.
Auf die Frage nach notwendigen Reduktionen ökologischer Art verwies die Schauspieldirektorin Bettina Hering darauf, dass dies im Schauspielbetrieb schon seit Jahren praktiziert werde und alle Abteilungen vor teils große Herausforderungen stelle. Gerade auch für ein Festival wie die Festspiele, die auf Internationalität bei Schauspielern ebenso wie beim Publikum angewiesen sind bzw. diese als Anspruch erhebt.
Der Zukunfts- und Nachhaltigkeitsforscher Hans Holzinger wiederum verwies darauf, dass Reduktion zu den großen Aufgaben und Notwendigkeiten der gesellschaftlichen Transformation gehöre. Eine Reduktion sei in vielen Bereichen gerade des Konsums und der Produktion notwendig, sie müsse allerdings mit politisch zu steuernden Umverteilungen einhergehen, um den Wohlstandsverlust möglichst abzufedern.
Die Schauspielerin und heurige "Jedermann"-Mutter Nicole Heesters schließlich schlug bei ihrer Antwort auf die Frage, worauf sie im Leben keinesfalls verzichten könne, den Bogen zum Anfang - indem sie ein inbrünstiges "Zwetschgenknödel!" ausrief - und indem sie dann leiser und viel beklatscht nachschob: "Auf den Gedanken, an jedem Moment immer wieder von vorn beginnen zu können."
Text und Fotos: Dr. Henning Klingen