Knop: Kirche braucht Priesteramt "ohne klerikale Sonderwelten"
Salzburg, 02.08.2022
Braucht die katholische Kirche das Priesteramt überhaupt noch? Die Wogen gingen hoch, als bei der zweiten Synodalversammlung des "Synodalen Weges" in Deutschland im vergangenen Herbst dem Forum mit einer Stimme Mehrheit der Auftrag erteilt wurde, über diese Frage zu diskutieren. Die Formulierung des Antrags war "mehr als unglücklich", räumte nun im Nachgang die Erfurter Theologin Julia Knop ein. Die Frage müsse nicht lauten, ob es das Priesteramt brauche, sondern wie es ausgefüllt werden sollte. "Es geht nicht ohne Amt, aber vielleicht ohne strukturellen Klerikalismus, ohne klerikale Sonderwelten", konkretisierte Knop bei einem Vortrag am Dienstag bei den "Salzburger Hochschulwochen".
Notwendig sei dazu allerdings eine Weiterentwicklung der Amtstheologie, in der das Priesteramt "postklerikal" zu denken sei, ohne damit zugleich die Katholizität infrage zu stellen. Dies sei nicht nur aufgrund der Evidenz der verschiedenen Missbrauchsstudien notwendig, die einen "toxischen" Zusammenhang zwischen Missbrauch und Amtsverständnis orten, sondern auch durchaus möglich, wenn man genauer die Dimensionen des Priesteramtes unterscheide. "Das derzeitige Konzept von Amt ist jedenfalls nicht zukunftsfähig. Ich will das Amt deswegen aber nicht abschaffen, sondern es retten", so Knop bei ihrem Vortrag, der eine Fortsetzung ihres Eröffnungsvortrags der Hochschulwochen am Montag darstellte.
Man müsse laut Knop zwischen der Ordination/Priesterweihe, dem "Ordo"/Priesterlichen Stand, der persönlichen Berufung und dem Berufsbild an sich unterscheiden. Probleme wie die geortete systemische Anfälligkeit für Missbrauch entstünden vor allem vor dem Hintergrund des Standesdenkens, führte Knop aus. Indem in der katholischen Kirche zwischen Laien und Klerikern unterschieden werde und dies sogar in den vergangenen 20 Jahren in kirchenamtlichen Dokumenten weiter festgeschrieben wurde, werde eine systemische Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Kirche etabliert, die Missbrauch und Vertuschung befördere.
Dagegen sei sehr wohl eine Kirche denkbar, in der das ordinierte Amt "postklerikal" erfüllt werde - in Form ordinierter Amtsträger, die hauptamtlich zu ihrem Dienst als Geistliche bestellt sind. "Wenn die priesterliche Identität nicht mehr in der Unterscheidung zwischen Laien und Klerikern gesehen wird, verliert dieser Unterschied seine destruktive Kraft." Dies würde zugleich zu einer höheren Professionalität und zu weniger Standesdenken beitragen, zeigte sich Knop überzeugt. Und letztlich würde dies auch der Wegweisung von Papst Franziskus entsprechen, der zuletzt Ende Juni bei einer Messe zum Patronatsfest Peter und Paul im Petersdom gewarnt habe, dass ein Geistlicher, der sich klerikalisiere, den falschen Weg eingeschlagen hat.
Text: Dr. Henning Klingen