Dienstag, 30. Juli13.30-14.15 Uhr, Treffpunkt Stiftskirche St. PeterWie in einer Familie? Gemeinschaftsbilder, die Erwartungen an Vertrautheit prägen |
Ob Bruder Jakob noch schläft, ob Schwester Eva-Maria in ihrer Zelle staubsaugt, wie Mutter Äbtissin oder Vater Abt heute gelaunt sind – andere Mitglieder ihrer Gemeinschaften bekommen es mit. Ein enges Zusammenleben wie im Kloster findet sich sonst nur in Familienstrukturen. Manchmal wird auch ein quasi-familiäres Verhältnis suggeriert und es gibt ein Ideal harmonischen Zusammenlebens. Man ist miteinander vertraut. Aber heißt das schon, dass man einander vertraut?
Klöster sind Orte, an denen das Miteinander stark reflektiert wird. Das Paradigma der Familie lässt sich hinterfragen, zumal die Benediktsregel nicht bei der Familienstruktur stehenbleibt. Sie spricht auch von einer "Schule für den Dienst des Herrn" und nennt die Gemeinschaft "congregatio", von lateinisch grex – also eine Herde, die von einem Hirten geführt wird. Deswegen tragen Äbtissin und Abt einen Hirtenstab. Hinzu kommt der Transzendenzbezug, dass ohnehin eigentlich Christus der Hirt seiner Herde ist. Was heißen verschiedene Gemeinschaftsbilder für das Vertrauensverhältnis untereinander? |
Donnerstag, 1. August13.30-14.15 Uhr, Treffpunkt Kolleg St. Benedikt, Tosaninihof 1"Vertrauen ist gut, …" – Worauf ich mich wirklich verlassen kann |
Die benediktinische Professformel enthält das Versprechen der stabilitas – Beständigkeit in dem Sinne, sich ein Leben lang an diese Gemeinschaft zu binden. Das ist ein großer Vertrauensvorschuss. Denn die Nonne oder Mönch wird einerseits selbst verschiedene Lebensphasen durchschreiten, neue Erfahrungen machen und sich verändern. Andererseits bindet sie oder er sich an eine Gemeinschaft, die bereits in fünf, sicher aber in zwanzig Jahren eine andere sein wird. Ob es dann noch passt?
Solche Unsicherheiten verführen leicht zu Kontrollversuchen. Wer aber immer alle Fäden in Händen halten muss, hat nie die Hände frei. Deswegen braucht es gelegentlich einen leap of faith. Wenn ich mich auf Menschen um mich herum wirklich verlassen kann, hilft das. Es gibt aber auch Situationen ohne Rettungsleine. Vertrauen verbindet sich dann mit der Tapferkeit, um auch bei Schwierigkeiten, Dunkelheiten oder Widerständen weitergehen zu können. Dann braucht es eine tiefere Gewissheit, dass am Ende jeden Tunnels wieder das Licht kommt. |
Freitag, 2. August13.30-14.15 Uhr, Treffpunkt Stiftskirche St. Peter"Mal unter uns ..." – Vertraulich Kritik äußern (dürfen) |
Eine Schlange kommt aus dem zerbrochenen Becher des Heiligen Benedikt. Sie ist Teil seines Attributs in vielen Klosterkirchen und Zeichen für das Gift, mit dem die anderen Mönche ihn vergiften wollten. Nach der Benediktserzählung Gregors des Großen war er seiner Gemeinschaft in Vicovaro nämlich zu streng und kritisch, sodass sie sich seiner entledigen wollten.
Kritik so zu äußern, dass sie fruchtbar wird, kann eine heikle Sache sein. Wer Kritik äußert, riskiert Abwehrreaktionen und Spannungen. Die Benediktsregel weiß darum, dass es besser sein kann, wenn der Abt "Senpekten" schickt, also erfahrene Mitbrüder mit Standing in der Gemeinschaft, damit sich einer etwas sagen lässt. Wann lasse ich mir etwas sagen? Wer darf innerhalb einer Gruppe was zu wem sagen? Ist Kritik nur Aufgabe von Leitenden, oder gibt es auch Raum für Korrekturen auf Augenhöhe? Dabei geht es immer auch um die Frage, wie weit das Vertrauen reicht. |
mit P. Wolfgang Sigler, Sr. Eva-Maria Saurugg und P. Jakob Auer
30. Juli / 1. / 2. August
13.30 Uhr - 14.15 Uhr
siehe Detailprogramm